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    3 days ago

    „Es ist kompliziert“ ist eine Propagandalüge, die man uns erzählt, damit wir uns nicht einmischen.

    Der Nahost-Konflikt ist kompliziert. Wer das nicht unterschreibt, ist bestenfalls naiv, schlimmstenfalls arrogant, in jedem Fall aber Opfer seiner eigenen Bubble geworden. Und wenn du wirklich absprechen willst, dass es kein “wir/die”-Ding ist, dann bist du meiner Meinung nach nicht wirklich ehrlich zu dir selbst, denn genau das ist es. Du hast auf der einen Seite das Team, das mit größter Sympathie auf das Schicksal der Palästinenser schaut und dabei auch mit äußerst viel Wohlwollen darüber hinwegsieht, was diese zum Konflikt beitragen - und die Verantwortung klar bei den Israelis sieht. Du hast auf der anderen Seite das Team, das mit größter Sympathie auf das Schicksal der Israelis schaut und dabei mit äußerst viel Wohlwollen darüber hinwegsieht, was diese zum Konflikt beitragen - und die Verantwortung klar bei den Palästinensern sieht.

    In Deutschland hat die Unterstützung Israels - historisch nachvollziehbar - etablierte Wurzeln. Daher folgt - ebenfalls nachvollziehbar - eine tendenzielle Unterstützung der Palästinenser in der “Gegenbewegung”, also bspw auch den linken Kreisen, die hier sehr präsent sind. Jedes Milieu hat seinen gefärbten Blick auf diesen Themenkomplex und hält diesen für objektiv richtig. Die Fähigkeit der Erkenntnis, wie einseitig man selbst auf diesen Konflikt schaut, wie gemütlich man sich in der Mehrheitsmeinung seiner Bubble eingerichtet hat, kann man dabei jedoch lange suchen. Das kann man auch runterwählen, wie man möchte, es ändert aber überhaupt nichts daran, dass es genau das ist, was diesen Konflikt so endgültig festgefahren hat. Hab einen schönen Sonntag.

    • fantasty@programming.dev
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      3 days ago

      Der Nahost-Konflikt ist im Kern einfach: Zionisten haben Palästina kolonisiert, indem sie es als “leeres Land” deklarierten – genau wie früher in Amerika oder Australien. Die Palästina-Bewegung ist daher eine antikoloniale Bewegung gegen eines der letzten Kolonialprojekte der Welt. Der Völkermord in Gaza zeigt, wozu koloniale Mächte bereit sind, um Widerstand zu brechen. Die “Komplexität” ist nur ein Trick, um diesen grundlegenden Machtkonflikt zwischen Kolonisierern und Kolonisierten zu verschleiern. Wäre es andersrum, läge die Solidarität auch genau andersrum. Deshalb geht es hier auch ziemlich einfach nicht um politische Lager sondern universelle Menschenrechte die von niemanden verletzt werden sollten, egal unter welchem Vorwand.

      • Quittenbrot@feddit.org
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        3 days ago

        Wie kolonisiert man etwas, das immer schon Teil des eigenen Siedlungsgebietes war? Im Gegensatz zu Amerika oder Australien kommt da keine fremde Kultur von sonst wo her und besetzt ein fremdes Land. Juden sind dort keine fremde Macht. Mir ist bewusst, wie der Konflikt in bestimmten Lagern durch eine “antikoloniale”/“antiimperialistische” Brille gesehen wird. Klar, denn diese Sichtweise gehört ja auch zum fundamentalen Markenkern in diesen Lagern, da wird sie gerne bemüht. Sie verkürzt für mich jedoch die Realität und vereinfacht etwas, das - wie gesagt - eben nicht so einfach ist. Es krankt daran, dass zu viele auf jeweils beiden Seiten denken, sie und nur sie wären dort die wahren rechtmäßigen Herrscher und die anderen hätten dort nichts zu suchen. Probier es selbst aus: für wie legitim hältst du, als jemand mit offenbar viel Zuspruch für die palästinensische Sache, die Präsenz und Eigenstaatlichkeit von Israelis dort? Wie viel Empathie kannst du empfinden für Israelis, die sich beispielsweise dem Anspruch von der Hamas gegenübersehen, sie alle ins Meer treiben zu wollen und ihren Staat zu vernichten? Welche Zugeständnisse müssten für dich die Palästinenser für eine Beilegung des Konflikts machen müssen? Und umgekehrt?

        • fantasty@programming.dev
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          3 days ago

          Bevor wir uns hier in Geschichtsverfälschung und Nakba-Leugnung verlieren, empfehle ich jeder interessierten Person, die Bücher des israelischen Historikers Ilan Pappe zu lesen. Mehr möchte ich zum Vorpost nicht sagen und denke auch nicht, dass es zielführend ist, sich an den selben, erwiesenermaßen falschen Talkingpoints immer wieder abzuarbeiten.

          • Quittenbrot@feddit.org
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            3 days ago

            Wie schade, dass du den abschließenden Fragen ausgewichen bist.

            Es gibt im Übrigen einen Unterschied zwischen Leugnung der Vertreibung von Palästinensern im Zusammenhang mit der Errichtung des Staates Israel (leugne ich nicht) und der, insbesondere in ausländischen, westlichen Gesellschaften wie hier vorgenommenen, Hochstilisierung und Vereinfachung des Nahostkonflikts zu einem Kolonialkonflikt und damit der Ablehnung im Geiste des eigenen Antiimperialismus. Wie gesagt: ich bin sehr dafür, diesen Konflikt aus mehr als einer Sichtweise zu sehen. Du auch?