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    4 days ago

    Nach Angaben des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) gab es 2023 rund 780.000 der versicherungspflichtigen Fahrzeuge im Land, was einem Anstieg um 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entsprach. Die Zahl der Leih-Elektroroller stieg um neun Prozent auf 210.000.

    Laut dem Statistischen Bundesamt stieg die Zahl der Elektroroller-Unfälle mit Verletzten von 8.443 im Jahr 2022 auf 9.439 im Jahr 2023.

    Also mit ein Bisschen Dreisatz und Addition:
    Die Zahl der Roller insgesamt stieg von 762000 auf 990000 (+30%)
    Die Zahl der Unfälle mit Verletzten stieg von 8443 auf 9439 (+12%)

    Es gab also bezogen auf die Anzahl der Roller im Verkehr deutlich weniger Unfälle als bisher, nämlich 14% weniger.
    Die ganze Prämisse ist also Quatsch!
    Aber lass mal nen Artikel über böse, mutwillig Unfälle bauende Rollerfahrer schreiben!

    • Obelix@feddit.org
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      4 days ago

      Hier die Studie, auf die sich der Artikel bezieht und ich finde schon, dass wir darüber sprechen können. Die Methodik ist ja sauber (Kamera an Mietscooter und bei Unfällen dann gucken, was passiert ist und wie) und die Ergebnisse interessant.

      https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0001457524003841?via=ihub

      Zu den selbstherbeigeführten Situationen: Hier scheinen Leute absichtlich mit Mietscootern Unfälle zu bauen, ineinander zu fahren, fahren gegen Wände und so weiter.

      While crash identification is typically unambiguous, some e-scooter crashes involved intentional collisions with other road users, particularly vulnerable road users and infrastructure. These intentional crashes, such as a scooter starting from standstill and crashing into wall were deemed not to be incidental but rather deliberate. Although this identification was subjective, these voluntary crashes exhibited a distinct pattern of non-spontaneity which was hard to miss. In order to maintain comparability with previous naturalistic data studies (Dozza et al., 2016, Dozza and Werneke, 2014), we have excluded these intentional collisions even if they may fit the definition of a crash. Voluntary crashing, which involved the use of e-scooters in such a manner that was more akin to vandalism than transport, could be influenced by a multitude of factors, including but not limited to the lack of personal ownership of the vehicles and the absence of established social norms around e-scooter usage. The exclusion of voluntary crashes from our analysis is not unusual in traffic safety research and can be likened to the exclusion of suicides or self-induced crashes from crash databases. Unlike crashes, the identification of near-crashes has always been subjective (Dingus et al., 2006, Dozza and González, 2013). The pre-meditated crash tendencies displayed by e-scooter riders have increased the complexity of identifying near crashes.

      Und etwa diese Erkenntnis ist auch wichtig: Im Kern kannst du eScooter deutlich sicherer machen, indem du a) einen Sensor einbaust, der meckert oder bremst, wenn du nicht beide Flossen am Griff hast oder b) indem du die üblichen Mietapps so anpasst, dass sie dich ebenfalls stoppen, wenn du während einer Ausleihe/Fahrt mit dem Handy was anderes machst wie Pokemon Go spielen oder telefonieren

      Our findings indicate a statistically significant increase in risk associated with single-handed riding (OR 6.51). Unlike a bicycle, which has the ability to self-stabilize (Kooijman et al., 2011), e-scooters’ current geometry does not result in the same inherent balancing mechanism (Paudel and Fah Yap, 2021). Thus, single-handed riding on e-scooters may compromise the rider’s ability to steer and maintain balance effectively, thereby increasing the likelihood of SCEs. Implementing a computer-vision-based rider monitoring system may help prevent these crashes, if not reduce their severity. The system could monitor the rider’s hands and disable the throttle when single-handed operation is detected, effectively reducing the speed of the e-scooter. Similar to the observations in the previous naturalistic studies (Klauer et al., 2014, Victor et al., 2014), engagement in a secondary task was also associated with heightened risk. Notably, phone usage (OR 2.67), which coincided with single-handed riding in many cases, contributed to an increased risk of crashes. Riders unlock the e-scooter with a mobile application, which could be used to detect phone usage during the ride. This information could then be used to limit the top speed of the e-scooter, in addition to alerting the rider about the potential risks when phone use is detected.

      • superkret@feddit.org
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        4 days ago

        Das stimmt schon. Aber muss man aktiv eingreifen mit mehr Regeln und Einschränkungen, um die Scooter sicherer zu machen, wenn die Unfallzahlen rückläufig sind?
        Ich finde es schon prinzipiell falsch, dass an alle alternativen Verkehrsmittel der Anspruch gestellt wird, völlig sicher zu sein.
        Und dann Forderungen nach Nummernschildern, elektronischen Sperren, etc. gestellt werden, die den Umstieg auf das Verkehrsmittel mit Barrieren erschweren.

        Und das während letztes Jahr 67% aller Unfälle mit Personenschaden durch das Fehlverhalten von KFZ-Fahrern verursacht wurden.

        • Obelix@feddit.org
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          4 days ago

          Ich glaube, dass das zwei Themen sind, die man getrennt betrachten muss: Zum einen brauchst du ja genau Studien wie diese, um überhaupt zu wissen, wie welche Unfälle warum passieren, um dann auf dieser Datenbasis überhaupt über Maßnahmen diskutieren zu können. Und ich glaube nicht, dass wir trotz der Horrordominanz des Autos aus dem Auge verlieren sollten, dass man auch mit kleinen, niedrigschwelligen Maßnahmen bei anderen Verkehrsmitteln Schäden vermeiden kann. So ist z.B. die angesprochene Anpassung der Apps der Leihanbieter einfach umzusetzen und schränkt auch keinen ein, da man eh nicht beim Fahren telefonieren darf.

          • superkret@feddit.org
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            4 days ago

            Es erhöht auf jeden Fall die Entwicklungskosten für die App, was die Leihgebühr für die Roller verteuert.
            Und ich bin mir gar nicht sicher, ob eine normale Anwender-App in Android oder iOS überhaupt die Berechtigung bekommen kann, die Nutzung anderer Apps zu überwachen.

            • Obelix@feddit.org
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              4 days ago

              Also eigentlich ist es extrem trivial für eine App festzustellen, ob sie gerade im Vordergrund läuft oder nicht. Dafür gibt es systeminterne APIs. Und die Entwicklung der Funktion “App ist nicht im Vordergrund = Beenden der Ausleihe” ist jetzt wirklich nichts, was gigantische Kosten verursachen sollte.

              Ich will aber auf was anderes raus: Wenn du feststellst, dass du die Sicherheit mit einfachsten Maßnahmen erhöhen kannst, dann kann sich das lohnen, auch wenn das Gesamtverkehrssystem trotzdem kacke ist. Als dummes Beispiel: Du schreibst vor, dass Fahrräder nicht ohne montierte Reflektoren verkauft werden dürfen. Das kostet dann so 2-3€ mehr pro Rad, aber die Chance, dass irgendein Held völlig unbeleuchtet oder nicht zu erkennen durch die Gegend fährt, sind deutlich geringer, da er durch die Reflektoren ja zu sehen ist.

              • superkret@feddit.org
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                4 days ago

                Naja, ich glaube wir werden uns da nicht einig. Außer bei den Rollern.

                Was du zu Fahrrädern sagst, ergibt natürlich Sinn, was sind schon 2€? Und unbeleuchtet rumfahren ist ja wirklich kacke.
                Ich sehe es halt grundsätzlich und prinzipiell anders:
                Für mich ist z.B. ein Fahrrad nicht einfach nur ein Verkehrsmittel, das man mit einem Auto vergleichen könnte.
                Sondern es ist für weniger privilegierte Menschen der einzige Zugang zu individueller Mobilität.
                Also sollte es meiner Meinung nach eher gehandhabt werden wie zu Fuß gehen, also ohne jegliche Beschränkung.
                Jedenfalls solange kein Motor verbaut ist.

                Meine Idealvorstellung wäre: Kein Fahrradhersteller oder -Händler darf Räder ohne fest montierte Lichter und Reflektoren verkaufen.
                Aber es gibt keinen gesetzlichen Zwang, sie beim Fahren dran zu haben. Genausowenig wie es den für Fußgänger gibt.

                • Obelix@feddit.org
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                  4 days ago

                  Ich bin da mittlerweile etwas anders unterwegs: Es macht schon Sinn, dass man bestimmte Sicherheitsfeatures vorschreibt und bei den Preisen bei Fahrrädern sind die auch nicht gigantisch teuer. So ist es etwa total gut, dass Fahrräder eine Bremse haben und dass die Polizei dich bei Kontrollen auch aus dem Verkehr ziehen kann, wenn du keine hast. Es ist sicherlich anders diskussionswürdig, wenn du das neue, sündhaftteure Bosch-Fahrrad-ABS vorschreiben willst, aber gerade bei so einfachen Dingen finde ich das super

    • arakhis_@feddit.org
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      4 days ago

      Studie war begrenzt auf Gothenburg…

      scheint also auch eine eher annekdotische Erkenntnisgewinnung hier

  • ZonenRanslite@feddit.org
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    4 days ago

    Hier fahren auch viele rum, einige auch getunt und deutlich schneller als 20, andere einhändig mit Handy in der anderen Hand. E-Scooter sind noch relativ neu. Es wird sich mit den Verkehrstegeln bestimmt noch einpendeln, wenn das Bewusstsein dafür sich aufgebaut hat. Ich persönlich bin auch umgestiegen und kann dadurch 90% der Arbeitswege ohne Auto erledigen. Bin auch bei Minusgraden mit dem Scooter unterwegs gewesen.

    • superkret@feddit.org
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      4 days ago

      Wenn es flächendeckend vom KFZ-Verkehr getrennte Fahrwege für Radler/Roller/Inliner/etc gäbe, die inkl. Gegenspur die Breite einer einzigen KFZ-Fahrspur hätten, dann hätte sich das Problem größtenteils erledigt.
      Dann könnte man auch mit einer Hand am Handy, 2 Bier intus oder nachts ohne Licht fahren, und wäre immer noch viel sicherer unterwegs als heute auf der Straße oder dem was man hier so als Radweg bezeichnet.