Der Igel saß ziemlich apathisch auf dem Gehweg, hat sich noch bewegt, aber eben scheinbar schwach. Bei uns ist auch gerade eine Baustelle, weshalb viel Lärm und Verkehr an der sonst ruhigen Straße war.
Mein Partner hat eine Box geholt, während ich zuerst das Tierheim unserer Gegend angerufen habe, die mich dann an einen Menschen vermittelt haben, der sich um die Rettung von Igeln spezialisiert hat :) Der hat mir dann am Telefon gesagt, dass er keinen Platz hat, aber wir ihn vorbei bringen sollen, damit er ihn sich anschauen kann. Ich muss gerade beim Umgang mit Wildtieren Abstand halten, weshalb mein Partner sich dann um den Kleinen gekümmert hat.
Beim Igelmenschen angekommen hat er uns dann zu seinem Glashaus im Garten geführt, wo er auf einem beheizten Tisch viele Igel in Kisten hat. Er hat uns gezeigt, dass man am Atmen des Igels hört, dass das eine Lungenentzündung ist :O Unser kleiner Patient hat sich stark zusammengerollt und hat daher erstmal nur eine äußerliche Behandlung bekommen (Zecken, Flöhe), und wurde dann mit gut zureden und kreisenden Streichen der Stacheln langsam wieder weich und öffnete sich. Der Igelflüsterer meinte, es gibt da so Triggerpunkte, die dabei helfen, ihn zum Ausrollen zu bewegen. Nach etwas Zeit zum Anfreunden und halten bekam der Igel dann zwei Spritzen, wegen der Lungenentzündung (ein Antibiotikum?) und etwas gegen einen Darmwurm.
Dee Igelguru war so ein richtig tolles Urgestein, ein älterer Herr, in praktischer Kleidung, mit so viel Hingabe und Wissen, und dabei eine Bodenständigkeit. Seit 15 Jahren macht er das schon, beschwert sich über Bürokratie und fehlende Unterstützung, bei gleichzeitiger Verschlimmerung der Lebensräume für Igel. Das steckte so viel Leidenschaft in seinen Erzählungen!
Wir haben den Igel dann nach einer Spende bei ihm gelassen, er hat gemeint, der Zustand wäre zu schlecht, als dass wir ihn versorgen hätten können. Eine Kiste mehr war wohl trotz ausgereizter Kapazitäten zum Glück doch noch möglich :)
Björn Tantau@swg-empire.de8·5 hours ago