Ich möchte euch heute mein pH-Minus Marke Eigenbau vorstellen.

Wieso? Ja weil es billiger ist! Bei dem hier kriegt ihr für das gleiche Geld das 10-fache im Vergleich zu fertigen Produkten!

Hier habt ihr zwar einen gewissen “Aufwand” beim Anmischen, aber wenn ihr, wie ich, das Zeug ohnehin schon zuhause habt, oder günstig wo herbekommt und größere Mengen benötigt, könnt ihr euch auf Dauer damit echt Geld sparen.

Besonders bei hartem Leitungswasser braucht man von dem Zeug teilweise echt viel, und das kann ins Portmonee gehen.

Mir geht es hier einfach nur ums Prinzip. Ich fühle mich von den Herstellern verarscht, weil die oft simpelste Zutaten für eine widerlich hohe Profitmarge verhökern. Man findet teilweise verdünnte Citronensäure für 25€/l, wo man doch das selbe Produkt für 1€/l easy selbst herstellen könnte…
Und das sogar noch in besser!

Außerdem ist es toll, zu wissen, was drin steckt ;)

Die Rezeptur ist Open Source, weil ich haben will, dass die Community mit mir die beste Lösung findet und genauer versteht, welche Komponenten was bewirken.

Rezeptur:

  • 510 g (79%) dest. Wasser. Erst das Wasser, dann die Säure, sonst geschieht das Ungeheure!
  • 65 g (=10%) Citronensäure. Gibt’s im DM und Supermarkt, z.B. Heitmann. Entspricht ca. 1€ pro Liter fertiger Lösung.
  • 65 g (=10%) Phosphorsäure. Amazon. Ca. 1€/l. Bitte Schutzbrille tragen.
  • 6,5 g (=1%) KOH. Ich benutze eine 10%ige Kalilauge als pH-Plus, daher hab ich 65 g davon verwendet. Das mach das Handling deutlich einfacherer und sicherer.
    Alternativ kann man auch 1% Ammoniak benutzen, hab ich aber nicht getestet. Kaliumcarbonat (Gibt’s auch zur Weihnachtszeit für Lebkuchen zu kaufen) kann ebenfalls eine sehr gute Alternative sein, da dieses eine zusätzliche Pufferwirkung besitzt, aber auch beim Lösen sprudelt, weshab ihr das Zeug dann ein wenig offen herumstehen lassen müsst. Gleichzeitig ist es weniger ätzend als KOH.

Wir liegen hier also bei ca. 3€ pro Liter. Professionelle Produkte kosten da gerne mal 20-30€/l, und enthalten nicht nennenswert anderes Zeug als unseres.
Auch das Anmischen ist wirklich kein Hexenwerk.

Das alles füllt ihr dann in eine Everdrop-Flasche, also die, die man auch z.B. beim DM für einen auflösbaren Öko-Toilettenreiniger kaufen kann. Die mag ich halt, weil man sie so gut befüllen kann, ihr könnt aber auch gerne die gegebenen Prozentwerte benutzen und damit eure Flasche der Wahl befüllen.

WICHTIG: Bitte denkt unbedingt daran, euch bevor ihr mit dem Mischen anfangt zu den Sicherheitsrisiken der Chemikalien zu informieren.
Konzentrierte Phosphorsäure und Kalilauge kann ätzend sein und euch im schlimmsten Fall das Augenlicht kosten, wenn ihr unvorsichtig seid und keine Schutzbrille tragt.
Macht keine dummen Sachen!

Die finale Lösung halte ich persönlich für wenig(er) gefährlich, und benutze dabei keinerlei Schutzausrüstung im Alltag.
Insbesondere aber vor der konzentrierten Lauge hab ich jedoch sehr Respekt und arbeite damit nie im Alltag, weshalb ich ausschließlich mit der verdünnten Variante (als pH-Minus) davon arbeiten würde.

Titrationskurve

Ich habe den Verlauf von pH und Leitwert gemessen, indem ich in 5 ml Schritten eine 10 l Gießkanne mit Leitungswasser befüllt und dann gemessen habe.

Ihr seht, der Leitwert verläuft in einer U-Kurve, weil vermutlich Carbonate durch den immer niedriger werdenen pH-Wert ausgetrieben werden, und er dann wieder ansteigt.

Die Kurve hab ich einfach nur interessehalber gemacht, weil mich der Verlauf, wie stark und in welcher Form der pH sinkt, sehr interessiert hat.
Das wird auch vermutlich leider nicht mehr in Zukunft reproduzierbar sein, weil die Werte des Wassers je nach Jahreszeit und Niederschlag stark schwanken, und ich idR. ohnehin eine 50/50-Mischung aus abgekochtem Leitungswasser (mit weniger Kalk) und Osmose-/ oder Regenwasser verwende. Deswegen werde ich auch deutlich weniger davon verwenden müssen als mit dem harten Wasser, wie es aus der Leitung kommt.

Die Wahl der Inhaltsstoffe hat folgende Gründe:

  • Die Kombination aus Citronensäure und Phosphorsäure bildet Calcium- und Magnesiumverbindungen, die stabil sind und nicht ausfallen.
    In der Vergangenheit, bis jetzt, hab ich immer nur mit Phosphorsäure, ohne Citronensäure, gearbeitet. Das hat gut funktioniert, aber in der Blüte hatte ich Schwankungen mit dem pH, weil die Pflanzen mehr Phosphor gezogen haben.
    Die CS dagegen wird nicht von den Pflanzen aufgenommen, kann aber auch sehr breit puffern und ist weitesgehend inert, zumindest für die Pflanzen.
  • Das KOH bzw. Ammoniak bildet Pufferverbindungen, die den pH auf einem bestimmten Level konstanter halten
  • Die 10/10/1-Regel hab ich grob an die Sicherheitsdatenblätter großer Hersteller angelehnt, und man kann es sich leicht merken.
    Man könnte aber bestimmt auch mit mehr Puffer arbeiten und mehr Lauge hinzugeben (z.B. 3-5%), besonders bei weicherem Wasser. Dann springt der pH nicht so sehr, wenn man z.B. Regenwasser verwendet, nicht direkt mit einem Tropfen ins Bodenlose, sondern sinkt kontrollierbarer ab :D
    Dann braucht man zwar mehr pH-Minus, aber dafür puffert es deutlich besser pH-Schwankungen ab. Weil ich einen Teil Leitungswasser habe, sollte da schon genug “Lauge”, also Puffer, drin sein, dann benutzt man nicht so viel.

Falls mit dem Zeug Probleme im Langzeittest auftreten, werde ich mich diesbezüglich melden.

Ich dachte bisher eigentlich immer, das Citronensäure, weil sie organisch ist, keine gute Wahl ist, weil sie von Mikroben abgebaut werden kann, aber anscheinend ist das nicht mal bei Hydro ein Problem. Wenn die großen Hersteller das Zeug alle verwenden, muss das schon irgendwie klappen und Sinn machen.